
Stummfilmkonzert „Das alte Gesetz“
3 Mai @ 20:30 - 22:00

Rheinbach, Kirche St. Martin
20.30 Uhr
Infos zum Film Kurz und Knapp:
Kurzinhalt:
Regie: E. A. Dupont
Länge: ca. 135 min. (ohne Pause)neue Musikfassung für Orgel, jüdischen Gesang, Schlagwerk und Glasharfe von Wilfried KaetsDarsteller: Henny Porten, Ernst Deutsch, Ruth Weyer uam.
Kurz und knapp:
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entschließt sich der Rabbinersohn Baruch, gegen den Willen seines Vaters sein galizisches Schtetl zu verlassen, um Schauspieler zu werden.
Baruch schafft es, ein gefeierter und erfolgreicher Star zu werden. Der von Ernst Deutsch dargestellte „Romeo mit Schläfenlocken“ gewinnt das Herz der Herzogin.
Damit eröffnet sich ihm der Weg in die Assimilation, der aber steinig ist und ihn zwingt, zwischen seinem traditionellen Glauben und Tradition und der neuen Umgebung zu stehen und schmerzhafte Entscheidungen zu treffen.Baruch geht zurück nach Hause, wo seine Jugendliebe Esther auf ihn gewartet hat, heiratet sie und nimmt sie mit nach Wien.
Sein Vater, Rabbiner Mayer, ist von diesem Leben entsetzt und verstößt seinen Sohn….
Als er dann doch eine Aufführung des Don Carlos mit seinem Sohn besucht, ist er tief beeindruckt von dem Schauspieltalent seines Sohnes, erkennt darin eine Gnade Gottes und verzeiht ihm.
In der Geschichte prallen die (Glaubens-)Vorstellungen verschiedener Generationen und Berufe/Berufsstände und die jeweiligen Vorurteile (z.B. des strenggläubigen Rabbiners mit der von ihm sündenhaft geglaubten Welt der Schauspieler), von Land und Stadt (kleines jüdisches Stetl gegen Wiener Großstadleben), rassistische Vorurteile der anderen Schauspieler gegen „den Juden“ … gegeneinander und stehen sinnbildlich für die notwendige Toleranz, die Menschlichkeit erfordert.
Aus dem Film-Kurier Nr. 244, 30. Oktober 1923: „Es gelingt Dupont, die Atmosphäre der so verschiedenen Welten dieses Films sichtbar zu machen: das Ghettomilieu, das durch eine nahezu unübersteigbare Mauer von der Welt da draußen getrennt ist und diese Welt selbst; die hier anschaulich gemacht wird durch das Wien der sechziger Jahre, das getragen wird von den Rhythmen der Walzer eines Johann Strauß und in dem das Burgtheater den Inbegriff aller Kunst schlechthin bedeutet.“
Musikfassung:
Die Musik ist eine Neukomposition und nutzt dabei die cinehistorischen Zugänge der Stummfilmmusiken der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Sie kombiniert neue Klangfarben von Orgel und Percussion mit alten chassidischen und jiddischen Gesängen. Dies gilt in formaler Hinsicht etwa durch den Einsatz der ätherischen Glasharfe, als auch im eigentlichen Notensatz, der den zeitgenössischen Komponisten präsentiert und nicht versucht, alte Modelle zu kopieren. Dadurch gelingt eine spannende Balance „alter Bilder“ und „neuer Töne“, die aber nicht einfach kontrapunktisch neben oder gegen den Film laufen, sondern eine dramaturgisch stimmige Verzahnung erzeugen und damit dem hochemotionalen Sujet in besonderem Maße Rechnung tragen.
Die Besetzung trägt dem außerordentlichen Thema Rechnung: konzertante Orgel, jüdischer Kantor (Tenor) und großes Schlagwerk incl. der selten zu hörenden Glasharfe.