Kurz und knapp
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entschließt sich der Rabbinersohn Baruch, gegen den Willen seines Vaters sein galizisches Schtetl zu verlassen, um Schauspieler zu werden. Zunächst schließt er sich einem Wandertheater an, wo die österreichische Erzherzogin Elisabeth Theresia Gefallen an ihm findet und ihm durch ihren Einfluss ein Engagement am Wiener Burgtheater verschafft. Baruch schafft es, ein gefeierter und erfolgreicher Star zu werden. Der von Ernst Deutsch dargestellte „Romeo mit Schläfenlocken“ gewinnt das Herz der Herzogin. Damit eröffnet sich ihm der Weg in die Assimilation. Baruch geht zurück nach Hause, wo seine Jugendliebe Esther auf ihn gewartet hat, heiratet sie und nimmt sie mit nach Wien. Sein Vater, Rabbiner Mayer, ist von diesem Leben entsetzt und verstößt seinen Sohn…. Als er dann doch eine Aufführung des Don Carlos mit seinem Sohn besucht, ist er tief beeindruckt von dem Schauspieltalent seines Sohnes, erkennt darin eine Gnade Gottes und verzeiht ihm.
Zum Film
Die anhand alter Zensurkarten erstellte frisch restaurierte Fassung des Films wurde im Februar 2018 auf der Berlinale uraufgeführt. Aus dem Film-Kurier Nr. 244, 30. Oktober 1923: „Es gelingt Dupont, die Atmosphäre der so verschiedenen Welten dieses Films sichtbar zu machen: das Ghettomilieu, das durch eine nahezu unübersteigbare Mauer von der Welt da draußen getrennt ist und diese Welt selbst; die hier anschaulich gemacht wird durch das Wien der sechziger Jahre, das getragen wird von den Rhythmen der Walzer eines Johann Strauß und in dem das Burgtheater den Inbegriff aller Kunst schlechthin bedeutet.“
Zur Musik
Die Musik ist eine Neukomposition und nutzt dabei die cinehistorischen Zugänge der Stummfilmmusiken der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Sie kombiniert neue Klangfarben von Orgel und Percussion mit alten chassidischen und jiddischen Gesängen. Dies gilt in formaler Hinsicht etwa durch den Einsatz der ätherischen Glasharfe, als auch im eigentlichen Notensatz, der den zeitgenössischen Komponisten präsentiert und nicht versucht, alte Modelle zu kopieren. Dadurch gelingt eine spannende Balance „alter Bilder“ und „neuer Töne“, die aber nicht einfach kontrapunktisch neben oder gegen den Film laufen, sondern eine dramaturgisch stimmige Verzahnung erzeugen und damit dem hochemotionalen Sujet in besonderem Maße Rechnung tragen.