Kurz und knapp
Die Weber“ ist eine der realistischen Stummfilmepoche zugehörende, werkgetreue Verfilmung des gleichnamigen Bühnenstückes von Gerhart Hauptmann in prominenter Theaterbesetzung. Parallelen zu russischen Revolutionsfilmen in Szenenarrangement, Kameraführung und Schnittechnik sind unverkennbar.
Inhalt
Deutschland im 19. Jahrhundert. Die für den Fabrikanten Dreißiger arbeitenden Weber müssen unter menschenunwürdigen Umständen schwer schuften. Ihre Webe übergeben die ausgemergelten und bisweilen kränkelnden Arbeiter Tag für Tag in einem dunklen Raum. Dort wird ihr Produkt zunächst gewogen, dann geprüft und schließlich abgenommen. Oftmals wird von ihrem kargen Lohn Geld abgezogen, mit fadenscheinigen Begründungen. Die Weber sind ihrem Dienstherrn ausgeliefert. Dessen verlängerter Arm, der Expedient Pfeifer, einst selber ein Weber, versucht durch ständige Beanstandungen die Löhne zu drücken.
Eines Tages kommt es zu einer schweren Auseinandersetzung, die die bereits angespannte Situation endgültig eskalieren lässt. Der junge Weber Bäcker ist nicht bereit, sich herumschubsen und betrügen zu lassen und legt sich mit Pfeifer und sogar mit Dreißiger an. Zwar erhält Weber Bäcker seinen Lohn, wird aber als mutmaßlicher Querulant und möglicher Unruhestifter fortan nicht mehr beschäftigt. Als die anderen Weber ab sofort zum halben Lohn arbeiten sollen, kommt es unter den Ausgebeuteten zum Aufstand. Der frühere Soldat Moritz Jäger stachelt die Weber an, sich nicht länger von Dreißiger und dessen willigen Handlanger Pfeifer kujonieren zu lassen. Mit dem aufrührerischen ‘Dreißigerlied‘ auf den Lippen zieht der Webertrupp durch das ganze Dorf bis vor das prachtvolle Anwesen Dreißigers.
Dessen Familie gelingt es gerade noch, vor den wütenden Demonstranten zu fliehen. Die aufständischen Weber stürmen das Gebäude und verwüsten es, dann ziehen alle weiter in das nächste Dorf. Dort steht eine mechanische Weberei, wo ebenfalls der Lohn der Arbeiter halbiert wird. Auch diese Fabrik wird von den wütenden Arbeitern gestürmt. Die Besitzer holen das Militär, das für Ordnung sorgen soll. Doch die Weber sind längst so weit gegangen, es gibt kein Zurück. Der Kampf um gerechte Entlohnung bei schwerer Arbeit obsiegt, die schießenden Soldaten müssen unter einem Steinwurfhagel weichen und abziehen.
Zum Film
Der bekannte Filmkritiker S. Kracauer: „Bei der Verfilmung von Gerhart Hauptmanns „Weber“ haben die großen Russenfilme: „Potemkin“ und „Mutter“ als Vorlage gedient. Schon zur Übernahme gewisser Stoffmotive bot das (für den Filmgebrauch abgewandelte) Bühnenwerk Gelegenheit. Der frühkapitalistische Fabrikant plagt die Weber. […] Wichtiger als die thematische Verwandtschaft mit den russischen Filmen ist die der technischen Durchbildung. Wie die Bildfolgen geführt werden müssen, wie ausgewählte Einzelheiten die Totalerscheinung vermitteln können, wie mit Kontrasten zu arbeiten ist und verschiedene soziale Umwelten zu symbolisieren sind – das alles ist von den Russen gelernt. Zu sehen sind: verkümmerte Glieder, alte Weiber und Männer, deren Züge ergreifen, eine verblödete Rübezahlfigur, ein holzgeschnitztes Pietistengesicht, ein Hundebraten, die kleinen Katen, ein Staketenzaun. Ein armer Junge träumt in die Baumwipfel der Chaussee hinein und reitet auf dem Schaukelpferd des Fabrikantenkindes. Weberbeine schreiten, das Massenhafte regt sich. Das ist vortrefflich gelernt.