Faust

Faust
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Faust

Kurz und knapp

Einer der berühmtesten deutschen Stummfilmklassiker und Murnaus letzte Regiearbeit in Deutschland, bevor er seine Karriere in Hollywood fortsetzte. In der Hoffnung, seine Mitbürger vor der Pest retten zu können, verschreibt sich der Gelehrte Faust dem Mephisto. Dieser schenkt ihm die ewige Jugend. Nach der Verführung Gretchens durch Faust nimmt sich deren Mutter wegen der Schande das Leben, woraufhin Faust und Mephisto fliehen müssen. Von allen verlassen bringt Gretchen ein Kind zur Welt und irrt mit ihm durch den Schnee, bis dieses erfriert. Als Gretchen deshalb wegen Kindermordes verbrannt werden soll, verwünscht Faust seine ewige Jugend und steigt durch die Flammen zu ihr auf den Scheiterhaufen.

Zum Film

Murnau stand – nach Filmen wie „Nosferatu“ und „Der letzte Mann“ – auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Bereits das „Vorspiel im Himmel“ zeigt einen Hauptcharakterzug von Murnaus Faust: seine ausgeklügelte Kamera- und Tricktechnik, die ihm eine außerordentliche visuelle Kraft verleiht. Murnau lotet im Faust die Grenzen beim Einsatz filmischer Möglichkeiten, insbesondere bei den visuellen Effekten wie etwa Doppelbelichtungen aus. Das Bühnenbild hält die Balance zwischen dem Expressionismus, der in den 20-er Jahren den deutschen Film bestimmt, und – vor allem bei den Landschaftsaufnahmen – der romantischen Malerei. Die Suche des alten Faust nach Weisheit, das Angebot Mephistos, dem greisen Gelehrten mittels eines mit Blut besiegelten Pakts ein Leben in ewiger Jugend zu verschaffen, sowie Fausts Begegnung mit Gretchen mit den Episoden Verführung, Duell mit Gretchens Bruder Valentin, Pranger, Scheiterhaufen und Erlösung durch die Liebe – dies alles wird eingerahmt von den Streitgesprächen zwischen dem Erzengel und dem Herrn der Finsternis.

Zur Musik

Die Musik für Orgel solo (alternativ für Klavier solo) ist neu komponiert und orientiert sich strukturell an den filmmusikdramaturgischen Zugängen der Stummfilmzeit.

 

Regie

Friedrich Wilhelm Murnau (auch F. W. Murnau, * 28. Dezember 1888 als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld; † 11. März 1931 in Santa Barbara, Kalifornien) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Filmregisseure der Stummfilmära. Sein vom Expressionismus beeinflusstes Schaffen, seine psychologische Bildführung und die damals revolutionäre Kamera- und Montagearbeit eröffneten dem jungen Medium Film völlig neue Möglichkeiten.

1919 ging Murnau nach Berlin und begann für den Film zu arbeiten. Mit dem Film „Der Bucklige und die Tänzerin“ begann eine höchst fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Carl Mayer, der in der Folge noch für sechs weitere Filme Murnaus die Bücher schrieb. Murnaus berühmtester Film aus dieser Zeit ist „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ von 1922 mit Max Schreck in der Titelrolle, eine Verfilmung von Bram Stokers Dracula, die aber aufgrund von Lizenzproblemen umbenannt werden musste.

Für die UFA inszenierte er 1924 den Film „Der letzte Mann“, in dem Emil Jannings einen Hotelportier verkörpert, der zum Toilettenmann degradiert wird und daran zerbricht. Die in diesem Film von Murnau und dem Kameramann Karl Freund verwendete „entfesselte“ oder auch „fliegende“ Kamera befreite die Kamera von ihrer Statik und ermöglichte völlig neue Perspektiven (um z.B. den Rauch einer Zigarette zu verfolgen, schnallte Freund die Kamera an eine Feuerwehrleiter und bewegte diese).

Ferner führte Murnau in diesem Film die „subjektive Kamera“ ein, die das Geschehen mit den Augen einer handelnden Person wiedergibt. Murnaus Fähigkeit, mit rein filmischen Mitteln eine Geschichte zu erzählen, zeigt sich auch darin, dass er in diesem Film fast ganz auf Zwischentitel verzichten konnte, was für die Stummfilmzeit höchst ungewöhnlich ist.

Die Reihe seiner in Deutschland geschaffenen Filme schloss Murnau 1926 mit Tartüff (nach Molière) und Faust – eine deutsche Volkssage ab.

Murnaus Erfolge in Deutschland und vor allem die amerikanische Fassung seines „Der letzte Mann“ im Jahre 1925 hatten Hollywood auf ihn aufmerksam gemacht. Murnau erhielt ein Vertragsangebot des amerikanischen Produzenten William Fox, der ihm volle künstlerische Freiheit zusicherte. Sein erster in den USA inszenierter Film „Sunrise“  gewann bei der allerersten Oscar-Verleihung 1927 drei Oscars, erfüllte jedoch die kommerziellen Erwartungen nicht ganz. Aus diesem Grunde und wegen der zunehmend schwieriger werdenden wirtschaftlichen Situation der Firma Fox und der Lage in Hollywood an der Schwelle zum Tonfilm musste Murnau bei seinen folgenden Filmen zunehmend Eingriffe in sein künstlerisches Konzept hinnehmen; bei dem Film „City Girl“ wurde er sogar als Regisseur abgelöst, und ohne seinen Einfluss wurde nachträglich eine Tonfassung hergestellt.

Von den Zwängen Hollywoods enttäuscht, kündigte Murnau 1929 den Vertrag mit Fox. Nach einem ergebnislosen Versuch, wieder in Berlin mit der UFA ins Geschäft zu kommen, kaufte er sich eine Segelyacht, fest entschlossen, seinen nächsten Film allein nach seinen eigenen Vorstellungen zu realisieren, und fuhr nach Tahiti, um dort mit dem Regisseur und Dokumentarfilmer Robert J. Flaherty den Film „Tabu“ zu drehen. Während der Dreharbeiten gab es erhebliche Schwierigkeiten mit der die Drehkosten finanzierenden Filmmaterial-Firma. Schließlich trennte sich Murnau von Flaherty, der stärkere Dokumentarfilmambitionen hatte, und produzierte den Film auf eigene Kosten. Der auf der Insel Bora Bora ausschließlich mit einheimischen Laiendarstellern gedrehte Film wurde zu einer stilbildenden Mischung aus Dokumentation und Melodram. Der Vertrieb des von Murnau selbst finanzierten Films, für den er sein gesamtes Vermögen aufgewendet und sich hoch verschuldet hatte, wurde von der Firma Paramount übernommen, die von dem Film so beeindruckt war, dass sie Murnau einen Zehnjahresvertrag anbot.
Die Premiere des Films am 18. März 1931 erlebte Murnau aufgrund eines Autounfalls jedoch nicht mehr.

Filme von Friedrich Wilhelm Murnau
Auswahl, die von Wilfried Kaets in der Vergangenheit mit Musik live als Konzert aufgeführt wurden:

• 1921: Schloß Vogelöd
• 1922: Der brennende Acker
• 1922: Nosferatu, eine Symphonie des Grauens
• 1922: Phantom
• 1924: Die Finanzen des Großherzogs
• 1924: Der letzte Mann
• 1926: Tartüff
• 1926: Faust – eine deutsche Volkssage
• 1927: Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen (Sunrise – A Song of Two Humans)
• 1930: City Girl
• 1931: Tabu

Überblick
Darsteller
Neue Musikfassung von Wilfried Kaets für Flügel, Glasharfe und Live-Elektronik